8. Krefelder Hospizlauf - Charityrun durch den Niederrheinischen Monsun ​

Der Krefelder Hospizlauf ist ein Sternlauf mit besonderem Charakter. Von zwölf verschiedenen Punkten aus Krefeld, Meerbusch und St. Tönis starten die Teilnehmer auf verschiedensten Streckenlängen (3,1 bis 11,7 km) zu verschiedensten Startzeiten und kommen alle zeitgleich am Zielpunkt, dem Hospiz am Blumenplatz in Krefeld-Zentrum, zusammen.



Schwarze Wolken zogen über Krefeld, als ich mit meiner Laufpartnerin Daniela am Trainingsgelände von Bayer Uerdingen aufschlug. Der Löschenhofweg war grau und trist. Leichter Nieselregen trübte den sonnigen Schein der Guten Sache. 
Nach einem kurzen Aufwärmprogramm, geleitet durch Trainer der Lauf- & Ausdauerschule SC Bayer 05 Uerdingen e.V., ging es ohne Brimborium um 11:04 für die 7ner Pace Gruppe los. Also für Daniela und mich und die Newbies. 

Es war kalt auf den ersten Metern. Daniela und ich setzen uns gleich an die Spitzen und trieben den Bremsläufer vor uns her. Ich kam mir wie Eliud Kipchoge vor. Wenige Meter vor uns ein Ordner in neon-gelber Warnmontur auf dem Mountenbike. Kurz dahinter der Pacemaker. Wortkarg auf das Tempo fokussiert. An seinen Haken Eliud und Mocki. 

Die Strecke führte durch Krefeld-Gartenstadt, an Verberg vorbei in den Stadtwald. Der Regen wurden stärker. Leichter Wind kam auf. Es klaffte eine Lücke zwischen uns und den Newbies, die allerdings im Stadtwald durch eine neue Laufgruppe, die sich für eine kürzere Distanz entschieden hatten, geschlossen wurde. Pussies! 

Daniela und ich schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit und trieben den Hasen weiter vor uns her. Der Weg wurde matschiger. Es wurde ein Serpentinenlauf zwischen Pfützen, abgebrochenen Ästen und Hundekot. Uns gefiel's! Das Wasser spitze. Von Oben und Unten. Bei welchem Sport darf man heutzutage noch so intensiv die Naturgewalten erfahren wie beim Laufen? Bei der EMS-Lomi Lomi Massage, dem vegetarischen Klangschalen-Yoga oder dem Brandenburgischen Nudisten-Zumba jedenfalls nicht. 

Eine Schlange von Läufern zog sich durch Krefeld. Alle hintereinander, durch den Niederrheinischen Monsun bis in die Mitte der Stadt. Ein Spektakel das Zuschauer verdient hätte. Leider verstecken sich die in Wattebäuche gepackten Zucker-Couchpotatos hinter der häuslichen Mattscheibe. Krefeld glich einer Geisterstadt regiert von einer Horde pitschnasser Zombiläufer. Aber halt! Ganz alleine waren wir Läufer doch nicht. Im Stadtgarten stolperten wir in die Walker-Gruppe hinein. Bewaffnet mit ihren vibrationsgedämpften Hightech-Carbon-Stöcken hielten sie uns Läufer auf Abstand. 

An der Ampel über die Sankt-Anton Straße staute sich der Tross aus Niederrheinischen Regenläufern und in atmungsaktiver Allwetter-Outdoor-Funktionskleidung verpackten Hospiz-Walker. Gemeinsam, ging es danach Carbon-Stock an stahlharter Läuferwade über die Jägerstraße ins Ziel. Mocki zuerst. Danach die Walker und schlussendlich der ausgebremste Eliud. 

Was macht man als Erstes, wenn man klitschnass bis auf die Unterhose nach zehn Kilometern durchs Ziel läuft? 
Unterschlupf suchen? Abtrocknen? Einen warmen Tee trinken? 
Das würden die in Wattebäuche gepackten Zucker-Couchpotatos sicherlich tun, aber nicht wir durch Wind und Wetter gestählten Hobby-Läufer. 
Mit einem kühlen, isotonischen Bier reihten Daniela und ich uns direkt in die Schlange vor einem kleinen weißen Party-Zelt ein, um das Finisher-Shirt abzugreifen. Regentropfen trommelten auf unsere Schädeldecke und liefen über Rücken und Bauch, die Beine hinunter in die Schuhe. Ein kalter Orkan schleuderte uns eine Arme von Niederrheinischen Erkältungs-Viren um die Ohren. Aber wir blieben standhaft. 
Nach zwanzig Minuten war es dann endlich soweit. Freudestrahlend aber völlig durchnässt und ausgekühlt hielten wir das Hospiz-Shirt in die Höhe.

Jetzt wo ich drüber nachdenke... eine innovative Idee Neukunden zu generieren. 

In diesem Sinne, bleibt Gesund! ​



 

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