Apfelblütenlauf 2018 – Angriff der Nudelschrecken
Aller guten Dinge sind drei! So war es auch dieses Jahr mit
dem Apfelblütenlauf in Tönisvorst. Zwei Mal war ich bereits für den Lauf
angemeldet und musste in den Vorjahren immer krankheits- oder
verletzungsbedingt absagen. 2018 war ich aber endlich dabei!
Der Apfelblütenlauf begann für mich und Seba bereits am
Vorabend auf der Pasta-Party. Nachdem wir uns die Startnummern abgeholt hatten,
machten wir jedoch einen folgeschweren Fehler! Wir gingen nicht gleich zur
Nudelparty, sondern entschlossen uns zuerst das Starterbag ins Auto zu bringen
und noch eine Kugel Eis in der Innenstadt zu essen. Mit einer Stunde Verspätung
trudelten wir zur Pasta-Party ein und mussten feststellen, dass die anderen
Läufer wie Heuschrecken übers Buffet hergefallen waren und bereits alles
verputzt hatten. Hungrig kratzen wir die letzten angebackenen
Nudelspezialitäten aus den Chafing Dishs und setzten uns draußen zwischen die
Nudel-Heuschrecken auf die Bierzeltgarnitur.
Neue Freundschaften schlossen wir mit den laufenden Pastaschrecken nicht mehr, was weniger an den gefräßigen Mitläufern lag, als vielmehr daran, dass bereits kurze Zeit nachdem wir Platz genommen hatten, die Bänke und Tische schon wieder abgebaut wurden.
Neue Freundschaften schlossen wir mit den laufenden Pastaschrecken nicht mehr, was weniger an den gefräßigen Mitläufern lag, als vielmehr daran, dass bereits kurze Zeit nachdem wir Platz genommen hatten, die Bänke und Tische schon wieder abgebaut wurden.
Große Freude dann aber am Folgetag! Ich hatte mich im Schlaf
nicht mehr verletzt und war auch mit dem richtigen Bein aufgestanden. Zudem
herrschte schönstes Apfelblütenwetter und am Info-Point bekamen Seba und ich
zur Entschädigung für die leeren Nudeltröge am Vorabend Verzehr-Gutscheine
ausgehändigt.
Somit ging es wohl gestärkt an den Start des 5km Laufes. Wir
reihten uns in den grünen Startbock ein. Vor uns die Pasta-Heuschrecken mit
einer erwarteten Endzeit von unter 30 Minuten. Hinter uns der Schulblock. Neben
uns die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Tönisvorst in 15kg schwerer,
hitzebeständiger Kampfmontur.
Punkt 13:00 Uhr fiel der Startschuss und 737 nudelgesättigte
Laufschrecken knubbelten sich auf einer zwei Meter breiten Straße durch die
Huverheide. Seba und ich sprangen nach rechts, nach links, tankten uns durch
die Mitte, kurzer Blick zurück, war der Laufpartner noch da? Es war ein Hauen
und Stechen. Vermutlich ging es auch so am Vorabend nur wenige Sekunden nach
dem Nudelstartschuss vor den Buffetschalen her.
Essentiell bewies sich in dieser Phase der Schulterblick.
Ohne Schulterblick rechts oder links auszuscheren würde unweigerlich in eine Massenkarambolage
enden.
Beispielhaft demonstrierte dies einer der hitzebeständigen
Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr, der sich wie ein Bulldozer rechts an den
Rand zu einer Passantin durchwälzte und mehrere von rechts heran flitzende
Nudelschrecken auf seine 15kg schwere Atemflasche
auflaufen lies.
Ungefähr auf Höhe Fruhenfeld musste sich Seba bereits dem
kräftezehrenden Slalomlauf geschlagen geben und abreißen lassen. Ich guckte
mich mehrmals um, sah in sein hoch rotes Gesicht und hob fragend den Daumen. „Lauf weiter!“,
schnaufte er. „Lass mich zurück. Zeig es diesen
hüftbreiten Nudelschrecken!“
Dies war mir Motivation genug. Ich würde es diesen
gefräßigen Pastamonstern schon zeigen und Seba und mich durch massenhafte
Überholungen rächen.
Gedacht, getan! Es lief gut. Die Hüfte schmerze nicht, der
Fuß pochte nicht, keine Muskelkrämpfe – lediglich die Birne brummte aufgrund
der Hitze. Laut meiner Garmin bewegte ich mein Läuferknie bei max. 32°C durch
die wunderschön blühende, aber absolut schattenfreie Apfelplantage.
Zwischen dem Heierhof und Reckenhuppert wurde der zum
Hindernislauf mutierte Apfelblütenlauf um eine Herausforderung reicher. Ich
bekam meinen eigenen, androgynen Bremsklotz mit Pferdeschwanz. Es hätte ein
Mitglied der Kelly Family sein können. Aber nicht Joey, eher Paddy! Es hätte
aber auch eine vegane Öko-Kampflesbe vom Nachbarbauernhof sein können. Immer
wieder blieb es ohne Vorankündigung links, rechts oder mittig auf der schmalen
Straße stehen. Prinzipiell aber immer genau in meiner Lauflinie. Es schnaufte,
pustete, stemmte die Hände auf die dürren Hüften und spurtete dann wieder los,
als wäre die nudelgefräßige Apfelkönigin hinter ihm her. „Zerr’ dir die Wade und fall in die
Apfelplantage!“ Mehrmals
streifte ich beim Überholmanöver seinen Arm und spürte seinen mit Quinoa, Couscous
und Knoblauch belasteten Atem. Formel Eins im Heierfeld. Sebastian Vettel gegen
Lewis Hamilton. Das Läuferknie gegen Paddy Kelly. Kurz vor der Penningshütt war
das Privatduell entschieden. Paddy gingen die Pasta-Kohlenhydrate aus und blieb
mit hoch rotem Kopf und Konditionsschaden auf der Strecke stehen.
Zurück in der Huverheide lief es aber auch bei mir nicht
mehr rund. Die rechte Kniescheibe meldete sich. Kilometer Marke vier. Ich
musste blitzschnell eine Entscheidung treffen. Die Schritte vergrößern und
versuchen die Schmerzen raus zu laufen oder lieber ein paar Gänge runter
schalten, gehen und keine Verletzung riskieren? Die Entscheidung fiel mir nicht
schwer. Ich konnte das Ziel fast riechen. Also einen Gang hoch und Vollgas.
Mein Kessel dampfte, ich bekam Ohrensausen, eine Gänsehaut zog sich über den
ganzen Körper.
Letzte Kurve. Mein Magen rebellierte, mir wurde übel, aber das Knie hielt. Ich konnte die Ziellinie sehen. Ich setzte zum Endspurt an und flog an den letzten vor mir laufenden Nudelschrecken vorbei. Blitzlichtgewitter. Von Fern warf mir die Apfelblütenkönigin einen anerkennenden Blick zu. Es war geschafft. Jahresbestleistung! 29 Minuten und 37 Sekunden, trotz widriger Umstände. Ich war glücklich. Was für ein toller Lauf! Super schöne Strecke. Geiles Wetter, tolle Mitläufer, alles in allem ein Mega-Event. Gerne komme ich wieder.
Letzte Kurve. Mein Magen rebellierte, mir wurde übel, aber das Knie hielt. Ich konnte die Ziellinie sehen. Ich setzte zum Endspurt an und flog an den letzten vor mir laufenden Nudelschrecken vorbei. Blitzlichtgewitter. Von Fern warf mir die Apfelblütenkönigin einen anerkennenden Blick zu. Es war geschafft. Jahresbestleistung! 29 Minuten und 37 Sekunden, trotz widriger Umstände. Ich war glücklich. Was für ein toller Lauf! Super schöne Strecke. Geiles Wetter, tolle Mitläufer, alles in allem ein Mega-Event. Gerne komme ich wieder.
Hinter dem Ziel schnappte ich mir eine Apfelschorle die
verdächtig nach isotonischem Bier schmeckte und stolperte schweißgebadet
Daniela von Bayer Uerdingen in die Arme, die gerade auf dem Weg in die Startbox
für den 10km Lauf war. Anstelle mich herzlich zu drücken und meiner Leistung
entsprechend einen Freudentanz aufzuführen, stieß sie mich wie ein
kontaminiertes Nacktmull weg. Lag es an meiner isotonischen Bierfahne oder an
meinem schweißgetränkten Funktionsshirt, in dem schon Fäulnisbakterien
Zersetzungs- und Verwesungsprozesse eingeläutet hatten? Eine Antwort blieb sie
mir schuldig.
Fünf Minuten später blitze auch Seba durchs Ziel. Er musste
der Gluthitze Tribut zollen, blieb aber schlussendlich noch 27 Sekunden unter
seiner Zeit vom Venloop.
Mit Hilfe der Verzehr-Gutscheine schlossen wir anschließend mit den
Nudel-Heuschrecken unseren Frieden und verließen glücklich und satt den
Apfelblütenlauf 2018.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen