Volksfest Venloop – Eine ganze Stadt auf den Beinen!

  

Was für Köln der Straßenkarneval ist, ist für Venlo der Venloop. Der Hype und das Tantam um den Venloop haben in Läuferkreisen schon fanatisch religiöse Ausmaße angenommen. Alles übertrieben? Nein, ganz im Gegenteil. Von der Stimmung, den Menschenmassen am Straßenrand, der Musik, der Dekoration in den Straßen in Kombination mit dem lockeren Niederländischen Way of Life, ist er der vermutlich geilste Halbmarathon Europas. 

Schon um 7 Uhr morgens bellte mich mein Wecker aus dem Bett. Oder vielmehr 6 Uhr, denn schließlich hatte mir diese unnütze Sommerzeit pünktlich zur größten sportlichen Herausforderung meines Lebens eine Stunde geklaut. Zur Auflockerung der Muskulatur ging es erst einmal in die heiße Badewanne. Na ja... sagen wir mal in die lauwarme Wanne. Die Heizung hatte auch noch ihre Herausforderung mit der Zeitumstellung. Danach habe ich mir noch schnell ein Toast reingepfiffen, einen Grünkohlsaft getrunken und die Tasche ins Auto gebracht.



Pünktlich um 9 Uhr klingelte es an der Tür. Mein Laufkollege Sebastian war zusammen mit seinem Venloop jungfräulichen Bekannten Thomas angereist. Beide wollten den 5km Lauf zusammen rocken und ich hatte mich als alter Venloop-Hase angeboten, ihnen die Schleichwege zum Stadion zu zeigen und sie bis an den Start zu begleiten. Stilecht ging es im Partybus vom Seacon Stadion de Koel runter in die Stadt zum größten Partylauf Europas. An dieser Stelle ein Beispiel für den Niederländischen Humor. Schild im Partybus: Kotzen 50,- EUR (in Tüte gratis).

Wie jedes Jahr war unser Venloop Hauptquartier wieder das Hotel Puur. Es ist schon eine lange Tradition, dass mein Arbeitgeber Office Depot / Viking für die Belegschaft einen Aufenthaltsraum und zwei Zimmer zum Umziehen und Duschen reserviert. Auch Freunde und Bekannte waren, wie auch in all den Jahren zuvor, willkommen gewesen und so kamen auch Sebastian und Thomas in den Genuss sich stressfrei vor dem Lauf umziehen zu können.

Nachdem ich die Beiden zum Start gebracht hatte, ging ich zurück ins Hotel und legte mich noch ein wenig hin.
Gegen Mittag trudelte dann mein Arbeits- und Laufkollege und Leidensgenosse Alwin aka Zahnfleischläufer im Hotel ein.
Wir hatten uns in den letzten Wochen einen harten Battle um die schlimmsten Laufverletzungen geliefert und ich bildete mir ein, dass ich mit dem ISG-Syndrom ganz klar nach Punkten vor ihm lag, aber er wurde nicht müde wehleidig seine Leistenbeschwerden hervorzuheben und so einigten wir uns im Vorfeld darauf, dass wir beide die größten Laufkrüppel vor dem Herren seien und alles andere als ein DNF einem Wunder gleich kommen würde.

Einem Wunder gleich kam, dass ich Daniela und Bernd, meine neuen Lauffreunde vom Nettetaler Winterlauf, noch vor dem Start traf. Ich hatte die Beiden ins Hotel Puur eingeladen, aber es stellte sich für Daniela und Bernd als unlösbare Aufgabe ihren Weg durchs Partygetümmel Richtung Hotel zu finden. Und so trafen wir uns gefühlte 50 What’s App Nachrichten später am Ewals Cargo Pavillon im Epizentrum des Lauf-Party-Gedränges.
Daniela und Bernd waren noch in Begleitung eines weiteren Bernds und einer Nicole. Zusammen mit Alwin stand somit die Lauf-Crew für das Projekt „Venloop 2018 unter 2:30“.


Kurz vor dem Start herrschte Kaiserwetter in Venlo. Strahlend blauer Himmel und die Sonne presste ihre Frühlingsstrahlen aus allen thermonuklearen Poren. Wir reihten uns ganz hinten in den Startblock >2:15 ein. Hinter uns standen nur noch eine Handvoll „normale“ Läufer, drei Läufer in Herzkostümen, ein Wikinger und zwei Läufer auf Langlaufski die im Takt zum Beat der Musik einen Höllenlärm auf dem Asphalt veranstalteten.



Der Adrenalinspiegel stieg. Ich zog den Herzfrequenzgurt gekonnt, wie Frauen ihren Sport-BH zurecht ziehen, hoch. Die hautenge Tight und das super schnittige Funktionsshirt fühlten sich gut an. Ich fühlte mich gut. Ein Jahr hatte ich jetzt auf diesen Lauf gewartet. Endlich war es soweit. Ready to run. Wippend im Takt zu ’Move your Feet’ schoben wir uns Zentimeter für Zentimeter in Richtung Startlinie. Wir vereinbarten eine Pace um 6“50 und so lange wie möglich zusammen zu bleiben. So war jedenfalls die Theorie. Die Gefahr bestand natürlich, dass man angefixt durch die Stimmung und den Beat adrenalingeschwängert viel zu schnell los lief, aber wir waren ja alle keine Laufanfänger mehr und uns dieser Gefahr bewusst. Trotzdem kommt es dann immer wieder anders als geplant. Im Kreisverkehr vor der Startlinie sah ich Bernd noch überschwänglich mit einem Einpeitscher, der übrigens gekleidet wie ein Bankangestellter der ABN AMRO war, abklatschen und wie er dann mit dem anderen Bernd auf und davon stürmte. Ich vermute, dass die Beiden im Publikum Kapitän Bernard Fokke oder sogar Davy Jones gesehen haben mussten und aus panischer Angst vor der Flying Dutchman die erst beste Gelegenheit ergriffen hatten auf die Black Pearl aufzuspringen und unter vollen Segeln davon zu brausen. Was für Schisser!
Somit waren es nur noch Vier. Alwin, Daniela, Nicole und ich genossen die überschwängliche Stimmung in der Innenstadt. Das Publikum grölte, schrie unsere Namen, klatsche ab. High five – wir waren auf dem ersten Kilometer schon im Runners High. Wozu dann eigentlich noch die restlichen 20 Kilometer laufen?

Die Frage traute sich jedoch keiner auszusprechen. Stattdessen warf der Zahnfleischläufer noch vor der ersten Unterführung an der Maasbrücke die Frage nach der nächsten Toilette in die Runde.
Oh je... eine Pinkelpause würde die Gruppe noch weiter dezimieren. Und was sollte ich machen? Solidarisch sein und warten oder mit den Frauen weiterlaufen?



Am Ende der Emmastraat machte der Zahnfleischläufer dann Ernst und scherte in die Büsche aus. Warten oder weiterlaufen? Immerhin war Alwin mein engster Laufkumpane und wir hatten uns jetzt ein Jahr zusammen auf den Venloop vorbereitet. Auf der anderen Seite hatte ich als letzter Mann in der Gruppe natürlich eine gewisse Fürsorgepflicht den Frauen gegenüber und ganz im Geheimen war mir bewusst, dass ich den Pinkelrückstand nie wieder aufholen würde.
Zum Glück trafen meine Beine die Entscheidung für mich, die absolut nicht willig waren stehen zu bleiben und ich verabschiedete Alwin mit einem kurzen: „Bis gleich!“.
Wenige Meter später zweifelte ich aber schon, ob es eine gute Idee war in der Frauengruppe zu bleiben. Flankiert von Daniela und Nicole zu meiner Rechten wurde ich von zwei anderen deutschen Läuferinnen zu meiner Linken in die Mangel genommen. „Das ist so was von unfair, dass die Männer hier einfach pinkeln können... wir Frauen sind auch bei allem benachteiligt... das ist eine Ordnungswidrigkeit!“ Die Damen kamen vom Höcksken auf’s Stöcksken und schaukelten sich gegenseitig bis zum Kinderkriegen hoch. Sicherlich, durch die menschliche Anatomie bestimmt, legen Frauen beim Wasserlassen gewiss keine Bestzeit in der Boxengasse hin, aber wo ein Busch ist, ist ...
Ich schweife ab, kommen wir zurück zum Lauf.
Die Strecke führte am College Den Hulster vorbei und über den Hagerhofweg und den Natteweg bis zur A73. Diesen Streckenabschnitt kannte ich schon vom berden Voorjaarsloop und hatte ihn gähnend langweilig in Erinnerung. Beim Venloop war aber alles anders. Lückenlos herrschte rechts und links eine ausgelassene Party-Stimmung am Wegesrand. Am Ende des Nattewegs zwischen Kilometer fünf und sechs war die erste Wasserstation. Ich versuchte einen Plastikbecher mit Isogetränk zu ergreifen und schüttete mir die klebrige Suppe über Hand und Ärmel. Daniela zügelte mich sogleich. „Gehen, nicht ganz austrinken und dann weiter!“ Das war ein guter Rat. Wir waren zu diesem Zeitpunkt 34 Minuten unterwegs und zu unserer großen Überraschung längst nicht mehr die letzten Läufer im Feld. Nach einer kurzen Trinkpause ging es weiter, unter die A73 über die Geldersebaan Richtung Tegelen. Daniela’s Schulter meldetet sich nun. Sie hatte schon seit Wochen starke Schmerzen, nahm Medikamente und rannte von einem Arzt zum nächsten. Sie war jedoch hart im nehmen und schüttelte fürsorglich gemeinte Nachfragen burschikos ab. Nicole machte derweil unsere Pace von ca. 6“50 zu schaffen und wollte sich zurückfallen lassen, um mit Alwin zu quatschen. Apropos Alwin, der hatte sich tapfer wieder ran gekämpft. Ich konnte ihn beim kurzen Blick über die Schulter ca. 20 Meter hinter uns erspähen. Respekt!

Bei Kilometermarke Sieben hatten Daniela und ich schließlich all unsere Weggefährten verloren. Jetzt hieß es wieder Tea for Two und ich fühlte mich an den Winterlauf in Nettetal erinnert, den mir Daniela mit ihren Geschichten so schön kurzweilig gestaltete.
Sie erzählte von ihrer Arbeit, ihrem Sohn, ihrer Schulterverletzung und ihrer Ärzte-Odyssee und urplötzlich wie aus dem Nichts, tauchte Mitten in Tegelen der Zahnfleischläufer wieder neben uns auf. Was für eine Energieleistung. Chapeau, mein Freund! Ich hätte den Rückstand nicht wieder aufgeholt. Schade wohl für Nicole, die nun ganz alleine am Ende des Feldes gegen den inneren Schweinehund ankämpfen musste. Aber was heißt schon alleine. Alleine beim Venloop? Das geht gar nicht. Ständig wurde man von Läufern angesprochen und ausnahmslos in Deutsch. Liefen eigentlich auch Niederländer mit? Entweder veranstalteten die Niederländer den Venloop ausschließlich für uns Deutsche oder wir Deutschen sind einfach so viel schlechter als die Niederländer und dümpeln alle zusammen im letzten Drittel des Teilnehmerfeldes rum.



Der Höhepunkt wartete dann in Steyl auf uns. Ich hatte schon von der berühmt berüchtigten Stimmung auf der Maasstraat gehört, aber meine Erwartungen wurden bei weitem übertroffen. Mit Worten ist das schwierig zu beschreiben. Die Maasstraat ist am Tag des Venloops ein Mix aus Karneval, Oktoberfest und Loveparade. Ich musste einfach stehen bleiben und Fotos machen.


 

Unglaublich was die Straßengemeinschaft hier privat auf die Beine stemmt, um uns Läufer ein einmaliges Erlebnis zu bieten. Ich wäre gerne umgekehrt und die Straße mehrmals durchlaufen. Die Leute in Steyl sind einfach bekloppt. Vielen lieben Dank für diesen grandiosen Support! Ich werde diesen Moment in meinem Leben nicht mehr vergessen.

Kurz vor Kilometer 11 gab es wieder eine Wasserstation. Wir machten erneut eine kurze Rast, tranken in Ruhe ein paar Schlucke Wasser und liefen dann weiter auf der Watermunt an der Maas entlang. Es war eine sehr schöne und gewiss nicht günstige Wohngegend. Das Wasser, die Sonne, die Bungalows – ich bekam Urlaubsgefühle und Fernweh. Bei Kilometer 13 ging es den Anstieg zur Zuiderbrug hoch und zum ersten Mal dachte ich daran stehen zu bleiben. Meine Hüfte und die Knie pochten und ich wollte einfach nicht mehr. Zum Glück hatte ich aber Daniela an meiner Seite die konstant das Tempo hielt und gar keinen Spielraum für eine kurze Verschnaufpause zu lies. Stattdessen rechnete sie schon unsere Zwischenzeit hoch und peitschte mich und Alwin weiter an.
Ich musste in die Trickkiste greifen, um nicht zu kollabieren und nahm ein paar Schlucke vom Dextro Energy Liquid Gel in der Geschmackrichtung Cherry und verschluckte mich beinahe, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass das Gel so flüssig sein würde. Und so kamen wir ins Gespräch mit einer älteren Dame mit Hut und Blümchen auf dem Kopf. Ich nenne sie der einfachheithalber Mary Poppins. Mary schloss von hinten zu uns auf und drängte sich zwischen Daniela und mich. Sie berichtete uns ausführlich über ein Gel in der Geschmacksrichtung Tomate, was sie mal auf irgendeiner Marathonmesse aufgegabelt hatte. Alleine schon bei der Vorstellung zogen sich alle Geschmacksrezeptoren bei mir im Mund zusammen. Ich gebe zu, dass ich zu den Leuten gehöre, die tatsächlich schon mal im Flugzeug einen Tomatensaft bestellt haben, obwohl ich nie im Alltag Tomatensaft trinken würde, aber ein Tomaten-Quetschi-Gel für den Marathon? Deutlich eine Spur zu pervers. Dank Mary Poppins verging der Anstieg wie im Flug, denn nach dem Tomaten-Quetschi erzählte sie uns von ihrem Kampf mit einem Haferriegel, der immer mehr und mehr in ihrem Mund aufquoll und sie zum speien zwang. Unglaublich welche Geschichten man während eines Laufes zu hören bekommt. Leider teilte Mary ihre Gesellschaft nicht lange mit uns, denn Mary verfolgte eine Sprint-/Geh-Strategie. Sie lief 500 Meter allen davon und ging dann für ein bis zwei Minuten wieder. Dies passte gar nicht zu unserer konstant langsam laufenden Strategie und so verloren wir Mary alsbald wieder aus den Augen. Oben auf der Zuiderbrug zog Daniela wieder gut an und ging mir fremd. In der Tat! Unsere kurze Läuferbeziehung wurde auf die Probe gestellt. Sie hatte mit einem Niederrheinischen Rennpferd angebandelt und vertieft ins Gespräch mit dem unwahrscheinlich gut aussehenden, groß gewachsenem und in Eigenblut gebadetem Muskelpaket, mich ein wenig aus dem Blick verloren. Ich schnaufte, ich pustete, ich war eifersüchtig und spielte mit dem Gedanken jetzt abreißen zu lassen, als Hidalgo unvermittelt die Hand zum Abschied hob und uns die Fersen zeigte.



Hinter der Brücke zwischen Kilometer 14 und 15 kam ich dann endlich am Getränkestand zu meiner langersehnten Laufpause. Ich merkte Alwin an, dass das Wetter, die Distanz aber auch seine langwierige Erkältung und ja, vielleicht auch seine Leistenprobleme Tribut zollten und er wortkarg und müde wurde. Auf der Baarlosestraat versuchte er noch mit zu halten, aber als es dann in Hout Blerick hügeliger wurde und Daniela das Tempo hielt, verloren wir ihn. Die letzte Wasserstation bei Kilometer 18 ließen Daniela und ich aus. Das war ein Fehler. Vielleicht hätte ich nicht das Wasser gebraucht aber die Mini-Gehpause auf jeden Fall! Es kündigte sich nicht an und kam ganz plötzlich. Ein zusammenziehender Schmerz unter der Fußsohle des rechten Fußes der bis in die Achillessehne stach. „Alles in Ordnung?“, fragte Daniela. Ich hob zu stolz um über mein Wehwehchen zu lamentieren den Daumen. Daniela befand sich im Finalmodus. Die Adleraugen auf die nächsten Laufopfer gerichtet, überrundeten wir Mitläufer für Mitläufer. Sag doch was, raunte eine Stimme in mir. Mein Fuß kribbelte. Krämpfe schossen durch den Mittelfuß in die Achillessehne. Wir liefen jetzt eine 6“19 Pace. Ich setzte mich in ihren Windschatten und kämpfte mich den Eindhovenseweg hoch. Sie griff sich an die scherzende Schulter und lies den Arm hängen. Sie biss und machte weiter Tempo. Jeder Schritt war eine Qual. Ich konnte nicht mehr und ich wollte nicht mehr. Hinter der Maasbrücke passierten wir die 20er Marke. „Ist wirklich alles ok?“ Sei jetzt ehrlich. Ihr wird der schmerzverzerrte Gesichtsausdruck nicht verborgen geblieben sein. Wem wollte ich hier was vor machen? „Ich hab’ einen Krampf im Fuß“, schoss es aus mir raus. So jetzt war es gesagt! Sie blickte über ihre lädierte Schulter. „Oh nein. Es ist doch nur noch ein Kilometer!“ Sie sah mich mit einem fürsorglich, mütterlichen Blick an, den ich gar nicht sehen wollte. Wer war denn jetzt hier der Kerl? Sie lief mit ausgekugelter Schulter, zog, machte das Tempo und ich Mimi jammerte über einen Krampf im Fuß. „Geht schon“, erwiderte ich sogleich, damit sie bloß diesen Blick wieder fallen lies. Mein Fuß krampfte. Die Intervalle der Krampfschübe verkürzten sich. Ich war am Ende. Wir bogen mit einer 6“16er Pace in die Fußgängerzone ein. Ich ganz kurz hinter Daniela in ihrem Windschatten. Die Musik wurde lauter, die Menschen tobten und schrien unsere Namen. Es war fast geschafft. Ich konzentrierte mich auf den Fuß. Bloß nicht die Zehen anziehen. Schön platt mit dem Fuß aufkommen und sauber abrollen. Meine Schritte wurden länger. Ich erhöhte die Frequenz. Schulter an Schulter bogen wir auf die Zielgrade ein.



Ich hatte lange über den Moment des Zieleinlaufes nachgedacht. Würde ich Hand in Hand mit meinem Laufpartner bzw. Partnerin die Ziellinie überqueren? Würden mir Freudentränen in die Augen schießen? Würde ich einen Birddance hinlegen? Es war komisch und sehr ernüchternd. Ich hatte so lange über den Zieleinlauf nachgedacht und als es soweit war herrschte nur Leere in meinem Hirn. Ich war nicht in der Lage zu schreien, zu jubeln oder zu weinen. Ich war einfach nur leer. Wie in Trance stoppte ich die Zeit auf meiner Garmin. 2:26:45 – das Ziel den HM unter 2:30 zu laufen war geschafft. Ich taumelte hinter Daniela der Medaillenausgabe entgegen. Langsam entspannte sich der Fuß wieder. Warum hatte ich mir das bloß angetan? War es all das wert gewesen? Das ganze Training, die vielen Verletzungen und das viele liebe schöne Geld was zum Teil in völlig unnütze Laufaccessoires investiert wurde? Meine Antwort: „AUF JEDEN FALL!“



Erst an den Wasserhähnen konnte ich mit Daniela abklatschen und mich bei ihr bedanken. Ohne sie wäre ich die letzten drei Kilometer gegangen und weit über 2:30 ins Ziel gekommen. Ich kann mich gar nicht oft genug bei ihr bedanken. Was für ein Glück, dass ich sie beim Winterlauf kennengelernt habe. Sie war der perfekte Pacemaker für meinen ersten HB. Ganz großer Respekt, dass sie trotz ihrer Schulterbeschwerden so ein taffes Rennen abgeliefert hat.
An den Wasserhähnen trafen wir auch Bernd wieder. Er hatte auch arg mit Fußproblemen und Wadenkrämpfen zu kämpfen und war letztendlich nur eine Minute vor uns durchs Ziel gelaufen.
Erst im Hotelzimmer traf ich wieder mit dem Zahnfleischläufer zusammen. Er kam mit 2:32 ins Ziel.



Ich habe im Nachhinein gehört, dass mit Stephen Kiprop ein 18-Jähriger Kenianer in neuer Streckenbestzeit von 59:43 gewonnen hat. Na ja... ganz knapp dahinter kamen wir ins Ziel und ich bin mir sicher, dass wir viel mehr vom Lauf hatten. Jeder der 7.924 Finisher ist ein Sieger und alle haben gewiss ihre ganz persönliche Venloop-Geschichte zu erzählen. Meine kennt Ihr nun – hinterlasst mir hier als Kommentar Eure Geschichte.

Beleef je samen! Weir Venloop 2018.


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