Winterlauf um den Poelvennsee
Zwei neue Lauffreunde und einen blauen Zeh gewonnen.
Dreißig Minuten später als geplant kam ich in Hinsbeck am
Poelvennsee an und erhielt gleich die Quittung. Die Straße zum Parkplatz war
bereits gesperrt und ich musste in ca. 1km Entfernung am Straßenrand parken.
Vor dem Start traf ich meinen ehemaligen Klassenkammeraden
Tobias Winkelmann. „Turbo Tobi“ war topfit und wollte den Lauf, ähnlich wie ich, zur
Vorbereitung auf den Venloop nutzen. Der einzige Unterschied war, dass Tobi die
12,5km unter einer Stunde laufen wollte und ich das ambitionierte Ziel
verfolgte verletzungsfrei anzukommen.
Mit Stephan Heitzer und Volker Booms waren auch zwei
Arbeitskollegen von Office Depot am Start, aber ähnlich wie Tobi peilten Sie
Zeiten von deutlich unter einer Stunde an.
Und so sortierte ich mich gleich ganz hinten ein, weil ich
mir die Demütigung von der Hälfte der Teilnehmer überholt zu werden, ersparen
wollte.
Zusammen mit Nordic Walkern, rüstigen Rentner und Rekonvaleszenten
schlich ich über die Startlinie. Das Tempo der Läufer um mich herum passte. Die
ersten 500 Meter wurden in einer gemütlichen 7“00 Pace absolviert.
Und dann passierte, was mir bis dato in einem Volkslauf noch
nie passiert war. Ausgelöst durch das Hecheln eines Hundes, fand’ ich zwei neue Lauffreunde mit denen ich den ganzen Lauf
zusammen blieb.
Zwei Läuferinnen mit einem Hund liefen im hinteren
Teilnehmerfeld mit. Irritiert durch das Hecheln des Hundes, welches irrtümlich
für das Schnaufen eines Läufers gehalten wurde, machte eine Läuferin neben mir
einen lustigen Kommentar und sogleich war das Eis gebrochen und wir kamen ins
Gespräch.
Die Läuferin hieß Daniela und lief zusammen mit ihrem
Laufpartner Bernd. Beide waren von Bayer Uerdingen und hatten vor ungefähr zwei
Jahren mit dem Laufen begonnen. Wir stellten jede Menge Gemeinsamkeiten fest
und für mich war sofort klar, dass ich mich an den Beiden so lange wie möglich
orientieren und mitziehen lassen würde.
Die Strecke von Hombergen bis zur Blauen Lagune war lang,
trist und grau, aber äußerst kurzweilig, da Daniela eine aufgeschlossene und
unterhaltsame Person war, die jede Menge witzige Kommentare über die Strecke,
das Laufen und vor allen Dingen über die anderen Teilnehmer auf Lager hatte.
Ab Hombergen machte Bernd das Tempo und lief konstant ein,
zwei Meter vor uns. Ich genoss die Gesellschaft von Daniela und Bernd und
vertieft über Fachsimpeleien übers Lauftraining, Laufveranstaltungen,
Verletzungen, Laufschuhe und Laufschuhberatung merkte ich gar nicht wie die
Kilometer wie im Flug vergingen.
Daniela und Bernd bereiteten sich ebenfalls auf Venloop vor,
welcher auch ihr erster Halbmarathon sein würde. Geplant war eine Pace von 7“00 aber wir liefen ein Tempo zwischen 6“00 und 6“30. Ich
hatte keine Schmerzen in Hüfte, Knie oder unterm Fuß und trotz des pausenlosen
Quatschens keinerlei Luftprobleme.
Daniela entpuppte sich aber nicht nur als eine unterhaltsame
Laufpartnerin, sondern auch als äußerst ehrgeizig. So machte sie nach 3km die
Ansage, dass sie jetzt nicht mehr von anderen Läufern überholt werden, aber
selbst noch einige Läufer vor uns einholen und hinter uns lassen wollte.
Sie verfolgte die Teilnehmer vor uns mit Argusaugen, suchte
ein schwächelndes Laufopferopfer aus und setzte dann Bernd auf die Aufholjagd
an.
Und so blies sie dutzende Mal zum Angriff:
„Bernd, den mit der grünen Jacke
kriegen wir noch. Bernd, die mit dem Flaschengurt lassen wir noch hinter uns!
Bernd, die drei da vorne überrunden wir noch!“
Ihre Taktik funktionierte, denn wir wurden wirklich nicht
mehr überholt, überholten aber selbst noch Myriaden von anderen Läufern.
Nach dem Wendepunkt an der Blauen Lagune, wurde es jedoch
etwas anstrengender und unsere Konversation wurde deutlich einsilbiger. Ich
vernahm ein leichtes Zwicken im rechten unteren Rücken und musste die Armarbeit
und die Rotation des Oberkörpers einschränken, um schmerzfrei zu bleiben.
Ungefähr um Kilometermarke 10 hatten wir etwas den Anschluss
an Bernd verloren, der gut 20 Meter vor uns lief. Hätte Daniela zu diesem
Zeitpunkt nicht gezogen und mich mitgerissen, hätte ich wohl eine Gehpause
eingelegt.
Besonders der letzte kleine Anstieg zum Poelvennsee über den
Herscheler Weg zwang mich in die Knie. Daniela machte aber die Ansage, dass wir
sogar noch das ewig vor uns laufende Pärchen, mit der Frau in der lilafarbenen
Hose, einholen würden. Den Bruchteil einer Sekunde dachte ich Daniela jetzt
ziehen zu lassen, aber wir waren die ganze Zeit zusammen gelaufen und ich
wollte jetzt nicht auf den letzten 500 Metern aufgeben. Und so holten wir das
Pärchen auch noch tatsächlich ein!
Zwanzig Meter vor dem Ziel merkte ich, dass sogar noch ein
kleiner Spurt drin sein würde und so wollte ich mich bei Daniela revangieren
und sie dazu ziehen, den sehr konstant laufenden und für uns lange Zeit für
unüberholbar scheinenden Läufer des Rumelner TV, noch auf den letzten Metern
zu überspurten. Leider ging die Rechnung nicht mehr ganz auf. Bernd und mir
gelang es wenige Sekunden vor dem „Rumelner“ ins Ziel zu laufen. Daniela blieb
leider 4 Sekunden dahinter.
Nach dem Lauf tranken wir zusammen den ein oder anderen
warmen Zitronentee, stießen auf meinen Geburtstag an und tauschten
Telefonnummern aus.
Ich habe beide zum Venloop ins Hotel Puur eingeladen wo wir
durch meinem Arbeitgeber Möglichkeiten zum Essen und Umziehen haben und freue
mich die Beiden Ende März zum größten Niederländischen Halbmarathon in Venlo
wiederzusehen.
Genau so war es, ich alter S...l als Hund, der die Meute hetzte, es ist aber auch ein gutes Gefühl, mit jedem/r überholten Läufer/in eine Person mehr hinter sich zu wissen und dem Sieger ein Stückche. näher zu sein. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, das der Gewinner des Laufes längst im Ziel ist, bzw. bei dessen Auslaufen seinen Weg kreuzt. Danke Holger, danke Daniela, war ein schöner Lauf und Freunde dabei zu finden, das Gefühl bleibt dem Sieger sicherlich fremd. LG Bernd
AntwortenLöschenDem kann ich nichts mehr hinzufügen. Sehe ich genauso. 👍
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