Bericht: SportScheck Nachtlauf Mönchengladbach

Fluch besiegt und Abteiberg bezwungen!

Fast hätte ich den SportScheck Nachtlauf in Mönchengladbach verpasst und beinahe hätte ich abgesagt, aber wie heißt es doch gleich so schön: „Ende gut, alles gut!“



Ich hatte mich kurzfristig erst eine Woche vor dem Start für den Nachtlauf angemeldet. Eigentlich passte der Lauf gar nicht in meinen Trainingsplan. Doch die Medaille und das Gesamtpaket weckten mein Interesse und ich hatte einfach Bock auf einen Wettkampf.

Die Vorzeichen standen allerdings nicht gut, denn ich musste den Mika Championchip-Fluch besiegen. Im Gegensatz zu meinen bisherigen Wettkämpfen, gab es keinen Einmallaufchip, sondern es wurde der Mika Championchip zur Zeitmessung eingesetzt. Prima! Ich hatte ja noch einen. Allerdings noch nie benutzt. Vor zwei Jahren hatte ich den Chip samt Anmeldung für den Apfelblütenlauf in Tönisvorst zum Geburtstag geschenkt bekommen und leider wurde ich krank und musste den Lauf absagen. Ein Jahr später meldete ich mich wieder für den Apfelblütenlauf an und wurde erneut krank und konnte nicht mitlaufen. Und jetzt Anmeldung Nummer drei mit meinem sonnig gelben Mika Championchip. Würde dieses Mal wieder etwas dazwischen kommen?

Vier Tage vor dem Lauf sah es ganz danach aus, denn Montagmorgen wachte ich mich Halsschmerzen auf. War etwa eine Erkältung im Anmarsch?
Sofort griff ich ins Medikamentenkästchen und füllte mich mit Laryngsan, Umckaloabo und Vigantol ab. Es half! Mittwoch waren die Halsschmerzen verflogen.
Dafür ereilten mich Donnerstag während des Abendessens zerreißende Magenkrämpfe und ich konnte nichts mehr essen. Details erspare ich Euch an dieser Stelle.
Am Freitagmorgen stand dann für mich fest, dass ich den Lauf absagen würde, denn nach dem Aufstehen verspürte ich ein ekliges Stechen in der rechten Kniekehle. Aber dann wurde mir klar, ich musste den Mika Championchip-Fluch besiegen! Ich würde laufen, egal was da kommen würde! Augen zu und durch!

Nun es kam Regen, obwohl bestes Herbstwetter angekündigt war. Und zu allem Übel hatte ich nicht ausreichend Kleingeld für die Parkuhr dabei. Doch auch davon lies ich mich nicht mehr abhalten. Sollten sie mir doch ruhig ein Knöllchen verpassen!

SportScheck Nachtlauf Mönchengladbach

Pünktlich am SportScheck im Minto angekommen wartete aber schon die nächste Enttäuschung auf mich. Mein Laufpartner war nicht da. Er hatte auch auf meine What’s App Nachrichten im Laufe des Tages nicht reagiert und so stellte ich mich langsam darauf ein ohne meinen Pacemaker zu laufen.

Ausgabe der Startunterlagen

Aber wie bereits gesagt, ich würde mich durch nichts mehr aufhalten lassen diesen Nachtlauf zu laufen. Komme was wolle. Und was kam?
Der Zahnfleischläufer!
Mein Laufkollege trudelte mit etwas Verspätung ein, da er den Zug verpasst hatte. Ich war erleichtert. Unser Plan war einen schönen gemütlichen Lauf abzuspulen, was zu erzählen, den Lauf zu genießen und hinten raus mal gucken was noch möglich sein würde.

Auf geht's!

Nun möglich wurden dann Wadenkrämpfe. Beidseitig! Und zwar gleich 200m nach dem Start. Ich fühlte mich an Frank aus der Doku "Von Null auf 42“ erinnert. An den drahtigen Justizvollzugsbeamten der ausgerechnet beim finalen Marathonlauf in New York von unerträglichen Wadenkrämpfen gequält wurde.

Mein Laufkollege wollte schon anhalten und machte mich darauf aufmerksam, dass wir bereits die Vorletzten waren und ich nicht leichtsinnig eine Verletzung riskieren sollte.

Aber nein! Aufgeben stand überhaupt nicht zur Debatte und als ich mir bewusst wurde, dass ich heute diesen Lauf wirklich beenden würde, drehte sich das Blatt. Die Wadenkrämpfe verschwanden, mein Knie blieb ruhig, ich hatte gut Luft und fühlte mich so gut, dass ich anfing den Zahnfleischläufer zu zutexten.

Es war genau wie geplant! Ein ganz lockerer Lauf. Wir unterhielten uns über die Arbeit und genossen die Strecke durch Mönchengladbach Downtown - über die Postgasse, Lambertsstraße und Lüpertzender Straße.

Es wird dunkel!

Die kleine Steigung am Anfang des Geroparks ließ uns dann aber schon erahnen, was noch auf uns wartete. Der Abteiberg! Nicht umsonst sagte man mir im Vorfeld, dass der Stadtlauf Mönchengladbach ein anspruchsvoller Lauf und für Anfänger ungeeignet wäre.

Die Strecke führte am idyllischen Geroweiher vorbei, raus aus der Parkanlage und dann ganz ganz langsam über die Aachener Straße hinauf zum Kapuziner-Platz. Die Strecke zog sich endlos und der Abteiberg kam mir vor wie der Nanga Parbat. Auch mein Laufkollege machte der Anstieg zu schaffen. Er schnaufte, pustete und machte seinem Namen aller Ehren. Er lief auf dem Zahnfleisch, mit schmerzverzerrtem Gesicht aber riss mich mit.

Oben am Alten Markt angekommen, konnte man endlich wieder verschnaufen und auch ein paar Worte wechseln. Ich war erleichtert und ich meine auch Erleichterung in den Augen meines Lauf-Companions erkannt zu haben. Wir hatten diesen Monsterberg besiegt und nun ging es steil die Hindenburgstraße runter zum Ziel und in die zweite Runde. Genau! Zwei Runden mussten zurückgelegt werden!


Im Vergleich zur ersten Runde waren wir aber schon längst nicht mehr die Vorletzten. Wir überholten einen Läufer und eine Läuferin nach einander und ich musste urplötzlich an Pokémon denken. Mit jedem überholten Läufer gab es ein Pokémon mehr im Laufdex. In der Postgasse wurde ein Rattfratz, in der Lambertsstraße ein Pikachu und auf der Lüpertzender Straße zwei Pummeluffs eingesammelt. Es machte richtig Spaß. Dabei vergaß ich allerdings ganz meinen Laufkollegen und als ich mich kurz vor der kleinen Steigung am Eingang des Geroparks umsah, war der Zahnfleischläufer außer Sichtweite.

Apropos Geropark, diesen würde ich gerne in Vondelpark umbenennen. Kurz hinter dem Geroweiher flog ein Übelkeit erweckender Geruch von Marihuana in meine Nase. Mir wurde kotzschlecht und ich zog mein Laufshirt übers Gesicht. Ich fragte mich, ob wir Stadt- und Nachtläufer so quälend langweilig für die Ordnungskräfte waren, dass diese uns nur unter Drogen ertragen konnten oder ob es hinter den Bäumen und Sträuchern im Park von zugedröhnten Kiffern nur so wimmelte, für die es nichts Schöneres gab, als bei leichtem Regen und kühlen Wind auf feuchtem Boden zu liegen und berauscht von Cannabisblättern nicht immer ästhetisch anmutendes und in hautenge Tights gequetschtes Muskelmaterial zu begutachten. Sehen konnte ich sie jedenfalls nicht. Denn in der zweiten Runde war es im Geropark stockfinster.

Zum Glück ist man aber auch so schnell wie man in den Park rein läuft, auch raus und ich konnte mich wieder ganz meinem Läufer-Pokémon-Spiel widmen.

Auf der Aachender Straße sammelte ich noch zwei Golbats ein und dann kurz bevor es wieder rauf zum Kapuziner-Platz ging holte ich ein Pokémon ein, was von hinten mit dem geflochteten langen schwarzen Pferdeschwanz wie Lara Croft aussah. Ok, Lara Croft würde ich auch noch kurz überholen und dann den Nanga Parbat zum zweiten Mal an diesem Abend hinauf stürmen. Aber Pustekuchen!

Lara Croft ist eben Lara Croft und nicht mal eben so einfach zu überholen. Ich schaffte es auf gleicher Höhe mit ihr zum Anstieg. Schritt für Schritt quälten wir uns rauf. Die Luft wurde dünn, meine Schläfte pochte, mein Puls ging auf 200 hoch. Bloß jetzt nicht schlapp machen dachte ich.
Mir war klar, dass ich nur hoch bis zum Kapuziner-Platz mithalten müsste und dann würde ich sie überholen und einsammeln wie all die Lauf-Pokémons vor ihr.
Aber Lara Croft war kein Pikachu, sondern entpuppte sich als ein Lugia, schlug ihre Flügel am Alten Markt angekommen auf und stütze sich im Vollsprint die Hindenburgstraße runter Richtung Ziel.

Eine Millisekunde dachte ich anzuziehen und mit zu sprinten, aber der Abteiberg hatte seinen Tribut gezollt und ich war definitiv zu platt für einen Endspurt. Also ließ ich mich die Hindenburgstraße runter treiben, sammelte noch das ein oder andere Pikachu kurz vor dem Ziel ein und wartete auf den Zahnfleischläufer, um uns dann über das reichhaltige Buffet hinter der Ziellinie her zu machen.

Wasser, Apfelschorle, Grapefruitsaft und mehr!

Chapeau an die Organisatoren von SportScheck. Dem Läuferherz fehlte es an Nichts! Es gab Mineralwasser, Apfelschorle, Zitronenlimonade, Grapefruitsaft, AA-Sportdrinks, Alkoholfreies Erdinger Weißbier, Brezeln und Laugenstangen sowie Bananen und Sportlernahrung von Hipp.

Sie hat mich den Abteiberg hoch gezogen ;-)

Ich lernte dann auch noch Lara Croft kennen, die eigentlich Corinna heißt und bevor es wieder Richtung Heimat ging, machten wir noch schnell ein Erinnerungsfoto am DAK Stand und stießen auf den Sieg über den Mika Championchip-Fluch an.

Endlich war es vollbracht. Mein erster beendeter Lauf mit dem Mika-Chip. Es war ein super tolles Laufevent und ich komme gerne wieder!


PS: Ein Knöllchen habe ich übrigens nicht bekommen. ;-)

Minto SportScheck Mönchengladbach Der Zahnfleischläufer.


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Folge 54 - Naturistenlauf

Folge 89 - Fußpflege für Läufer

Folge 81 - Stiftung TRAIL-Laufschuhtest